eine Preisbewerbung für Proben von Fabrikaten, Teppichen, Decken, Porzellan und dergleichen eröffnet und die eingesandten Gegenstände ausgestellt habe. Um dieselbe Zeit seien von der königlichen Akademie der schönen Künste in London Ausstellungen von Gemälden, Werken der bildenden Kunst, Kupferstichen und dergleichen veranstaltet worden.
Die erste eigentliche Gewerbeausstellung auf deutschem Boden hat die Stadt Prag das Verdienst veranstaltet zu haben, und zwar fand dieselbe am 14. September 1791 zur Zeit der Krönung Leopolds II. zum Könige von Böhmen auf Veranlassung des damaligen Oberstburggrafen Grafen Rottenhan statt. Dieses Unternehmen ist für die Geschichte der Ausstellungen insofern von hohem Interesse, als es die erste umfassendere Gewerbeausstellung überhaupt war, die abgehalten wurde, denn sie sollte den Umfang und den Stand der Industrie des ganzen Königreichs Böhmen zur Anschauung bringen.
Indessen war die Wirkungsphäre eines solchen Ereingisses in damaliger Zeit eine sehr bescheidene; denn abgesehen von der Unerfahrenheit in allen Dingen, welche nothwendig zu berücksichtigen sind, aber sich doch nicht von vornherein ergeben, sondern erst gelernt werden müssen, war ganz besonders der Zustand der Straßen und Beförderungsmittel ein Hinderniß, welches einer allgemeineren Ausstellung im Wege stand. Selbst die Ausstellungen zu Ende des vorigen Jahrhunderts, welche zu Paris durch den frischen Zug der Revolution ins Leben gerufen wurden, waren noch dem schädlichen Einfluß dieser Uebelstände unterlegen. Und wenn auch auf literarischem und sozialem Wege die internationalen Beziehungen in eine bei weitem innigere Verknüpfung getreten waren und die Industrie durch Anwendung der Maschinen gewaltige Fortschritte gemacht hatte, so daß man auf der einen Seite mehr Symphathie für die Ausstellungen, auf der anderen einen großartigeren Nutzen von ihnen hätte erwarten dürfen, so waren die folgenden Jahre leider traurige Jahre des Krieges, in denen die betroffenen Länder zu keinem Versuche kommen konnten, in so friedlichem Wettstreit sich und einander zu fördern. Nur in Frankreich und den Niederlanden treffen wir auf einige Ausstellungen, in Deutschland aber feierte erst 1818 in München die Arbeit das Fest der wiedergewonnenen Fassung und Ruhe.
Von da an jedoch regte die Wiedererhebung der schwer geschädigten materiellen Zustände den Unternehmungsgeist lebhaft an. Industrie und Technik fanden für ihre Arbeit wieder Lohn und in dem Erfolge den Sporn, das Versäumte nachzuholen. In Oesterreich, Preußen, Sachsen, Hannover und den anderen deutschen Ländern wurden die Provinzialausstellungen zu regelmäßig wiederkehrenden Erscheinungen, deren Einfluß auf die damaligen wirthschaftlichen und späterhin auch auf die politischen Verhältnisse nicht unterschätzt werden darf. In Graz, Klagenfurt, Brünn, Prag, Laibach und anderen Städten veranstaltete man periodische Provinzialausstellungen, deren Folge eine Ausstellung für die gesammte österreichische Monarchie in Wien 1835 war. In Preußen fanden lokale Ausstellungen in Königsberg, Görlitz, Breslau, Magdeburg, Hirschberg, Koblenz, Düsseldorf, Halberstadt, Köln, Aachen, Liegnitz, Grüneberg, Berlin, Erfurt, Bunzlau, Oels, Warmbrunn zc., in Sachsen in Dresden, Leipzig, Zittau, Bautzen zc. statt, ehe allgemeine Landesausstellungen ins Werk gerufen wurden. In Berlin hatte man zwar schon 1822 für den preußischen Gesammtstaat eine Ausstellung abgehalten und ihr 1827 eine zweite folgen lassen, Sachsen begann mit Landesausstellungen 1824, Hannover 1835, Hessen schon 1817, Bayern 1818, Württemberg 1820; aber die Resultate waren allerwärts nur unbedeutend. Erst nachdem der Zollverein seine segensreiche Vermittlung bewiesen, wurde die weitere Tragweite der Ausstellungen erkannt und die Ausstellung in Mainz (1842), sowie besonders auch die 1844 zu Berlin sind für das industrielle Deutschland als Merkzeichen einer neuen Epoche anzusehen. Die nächste allgemeine deutsche Ausstellung wurde 1850 in Leipzig abgehalten (die für 1849 zu München projektirte Zollvereinsausstellung mußte der politischen Verhältnisse wegen verschoben werden und trat erst 1854 ins Werk). Mit Ausnahme etwa der Ausstellung in Chemnitz 1867 und Wittenberg sind allgemeine deutsche Industrieausstellungen seidem nicht mehr veranstaltet worden. Die großen
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