fünfundzwanzig Kreuzer. Sie rechnet für das Scheren 10 kr., für das Säumen oder Randel 15 kr. Zum Glück bleibt der Schererlohn in der Familie. Ihr alter Mann sitzt bei einem schwarzen Tische, vor sich zwei Knopfhaufen, den ungescherten und den gescherten. Er ist 60, sie 53 Jahre alt, und so sind sie froh diese Arbeit zu haben. Mehr als 150 Dutzend bringen sie im Tag nicht fertig, bei schlechter Ware noch weniger. 150 Dutzend bedeuten aber für zwei Arbeitskräfte einen Taglohn von höchstens vierzig Kreuzern. Sie haben zwei Söhne, arme Glasdrücker, die unterstützen sie. „Ne, da könnt’n wir nä lab’n,“ sage die Frau aufseufzend, „es ist nur, daß m’r arbeit’.“ Und sie arbeiten viel. Im Sommer von 6 Uhr Früh bis 8 und 9 Uhr Abends, und im Winter geht das Werkl auch 12 bis 14 Stunden fort. Es ist ein trauriges Hungerdasein.
Die beiden Alten sind mittelgut gezahlt. Der beste Säumerlohn beträgt 30 bis 35 kr. Die Schwindelexporteure aber, die durch Versandt minderer Ware den Industriezweig schon ganz auf den Hund gebracht haben, zahlen 14 bis 16 kr. für das Hundert Dutzend – Scheren und Säumen. Bei dem Preis würden die beiden Alten also gar nur 22 kr. für zusammen 24stündige Arbeit verdienen. Solche Arbeit können nur Säumer übernehmen, die mit Kindern gesegnet sind. Die armen Kleinen müssen dann, bevor sie in die Schule gehen und wenn sie von der Schule heimkommen, scheren und scheren, bis sie der Glasstaub, den sie fort und fort einatmen müssen, auf „Pfarrers Schleifmühl“ gebracht hat. In der Knopfbranche gibt es auch einen Exporteur, den Herrn Josef Hübner in Morchenstern, der die Arbeitslöhne zum größten Teil nicht in Geld, sondern in Naturalien auszahlt. Er gibt den Lieferanten, und diese geben es den Arbeitern weiter: Wechsel, Stoffe, Naturalien, Anweisungen an Krämerladen – Alles, nur kein Geld. Ein Drücker hat zwei Wechsel von ihm zu Hause – aber kein Brot. Die Bezirkshauptmannschaft als Gewerbebehörde erster Instanz hat in einem Jahr nicht die Zeit gefunden, eine diesbezügliche Eingabe zu erledigen.
Dieser Niedergang der Industrie äußert sich auch in der Lebenshaltung der Lieferanten. Noch zu Anfang der Achtzigerjahre wohlhabende Leute, die 17 bis 18 Drücker beschäftigten, sind sie heute froh, wenn sie für sich selbst genug zum Drücken haben, ihr Besitz ist tief verschuldet und der Gerichtsbote häufiger Gast. Einer, der zugleich Drücker ist, klagt mir: „Da hab’ ich zwei Zentner Druckformen, die alle heute wertlos sind, und doch hat jede einzelne Form 4 bis 5 fl. gekostet. Heute bekomme ich nicht 10 kr. dafür. Ich mußte die Muster ersinnen, mir dazu die Formen machen lassen, muß es heute noch, bekomme aber doch nur dann die Bestellung
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