Glanz gibt, an dem sich der Unwissende so freut. Jetzt, da sie uns Alles gezeigt, was unser Auge zu sehen begehrte, sprüht ein sieghafter Blick aus ihren Augen, Stolz flutet von ihr aus – es ist als ob sie sagen wollte: Alles das habe ich gemacht, das ist mein Werk.
Wir sind besiegt. Wir wagen es gar nicht, die Königin in ihrem Reiche einzuladen, mit uns zu gehen, mit uns an die Kamnitz zu wandern und dort mit uns Umschau zu halten nach dem Leben und Treiben der Proletarier, die wirklich die Schöpfer dieser Pracht sind. Und wir wetten, würden wir es tun, dann bekämen wir sicher eine Absage. Also, den Rucksack aufgepackt und allein gewandert! Es ist ein weiter Weg, den wir zu gehen haben. Harrachsdorf, Neuwelt, Wurzelsdorf, Dessendorft, Unter-Mardorf, Josefsthal und Karlsberg sind die Stationen. In diesen Orten sind die Flakonschleifer zu Hause, deren Kunst wir eben bewundert haben.
In den Schleifmühlen
Da wir nun wissen, was die Flakonindustrie hervorbringt, brauchen wir nur noch zu sehen, wie und unter welchen Verhältnissen und Bedingungen sie es erzeugt. Es sind fast ausschließlich Luxusgegenstände, die die Kunst der Flakonschleifer fertigt. Dennoch begegnen wir hier gleich schlimmen Zuständen wie in der Kristallbranche, die vorwiegend Massenartikel für den täglichen Gebrauch veredelt. Wie sie oft in den Werkstätten eins sind, so sind sie auch im Elend eins: die Kristall- und die Flakonschleifer. Die Zahl der Flakonschleifer beläuft sich auf etwa 500. Vor der Krise war sie weit größer. Schundwarenerzeugung hat hier bewirkt, daß der Bedarf zurückging und daß eine ganze Anzahl von Werkstätten aufgelassen wurde. Der Hauptort dieser Industrie ist Josefsthal. Wie dort die Verhältnisse noch im Jahre 1898 lagen, erfahren wir aus einem Bericht des Vertrauensmannes der keramischen Union, Anton Häckel. In diesem heißt es: Hier sind 30 Werkstätten, in denen 518 Arbeiter, und zwar 407 männliche, 86 weibliche und 25 Lehrlinge beschäftigt sind. Gearbeitet wird meistens in Flakons, Vasen und Streuern. Die Löhne dieser Artikel sind seit vier Jahren um vierzig bis fünfzig Perzent gesunken. Es werden massenhaft Schundwaren erzeugt, namentlich von den Herren Franz Stefezius und Anton Zimmermann, die viele Artikel nicht schleifen lassen, sondern gepreßt, das heißt roh, nicht veredelt in die Welt hinausschicken. Dreherlohn wird überall eingehoben. Arbeiter, die ständig bei einem Arbeitgeber beschäftigt sind, zahlen 50 kr. per Woche, freie Arbeiter 70 kr. Diese müssen außerdem noch ein
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