größeren Kinder mitschuften läßt, darüber befragt, die warmherzige Antwort gibt: „Es tut mir ja sehr leed, aber ich muß.“
In einem Kellerloch, das spärliches Licht von der Gasse empfängt, treffen wir Vater und Mutter am Arbeitstisch. Die Frau sagt: „Da Schwarzarbeiter is geplagt auf alle Seiten. Mit Not daß m’r das Laben durchbringt. Im Sommer is gar nischt – finf, sechs Gilden alle Beede. Nischt zu verdienen is daran.“ Auf dem Herd stehen noch die ungewaschenen Töpfe von Mittag. Aus Knochen eine Suppe, dazu Kartoffel und Leberwurst und Erdäpfel – das war ihr Mittagsmahl. Es kostete: Knochen 3 kr., Leberwurst 8 kr., Fett 2 kr. Und Erdäpfel 6 kr. – zusammen 19 kr., und es war bestimmt für Vater, Mutter und drei Kinder im Alter von 3, 12 und 14 Jahren. „Waren Sie satt?“ – „Na, da sein m’r halt satt“ – sagt die Frau, die Arbeit unterbrechend. „Was kochen Sie sonst?“ – „Erdäpfel in der Schale und Quark dazu – ein Pfund zu 8 kr., oder Erdäpfel und Kaffee.“ – „Wie viel Brot brauchen Sie in der Woche?“ – „Zwei Laib zu 30 kr.“ – „Wie lange arbeiten Sie?“ – „Der Mann von 7 Uhr Früh bis 8, 9 Uhr Abends, ich so viel ich außer der Wirtschaft mithelfen kann.“ – „Wie viel bekommen Sie per Lotstelle? – „5, 6 kr. Wir haben auch schon 4 für einen Kessel gezahlt bekommen. Das haben wir gemacht, damit wir wenigstens etwas zu leben haben. Es is immer so: Borgen und dann abzahlen.“ Mit einem schweren Seufzer setzt die Frau die Arbeit fort. Wir sehen uns in dem Raum um, der Alles: Wohn-, Koch-, Schlaf- und Arbeitsraum ist. Zwei Betten, eine Wiege, ein eiserner Ofen sind außer dem Arbeitstisch und einigen Stühlen das ganze Mobilar des muffigen, stinkenden Raumes.
Das Gerippe der Broche ist fertig, und wir tragen sie nun zum Gelbgürtler, der das Stück einer chemischen Beize unterzieht, um die rostbraune Außenfläche zu reinigen und mit metallischem Glanz – Gold oder Silber – zu versehen. Zuerst kommt das Stück in die Vorbeize von Schwefelsäure und Wasser, dann wird es in einem Gemenge von Scheidewasser und Salz abgebrannt, dann kommt es in die Fertigbeize (Scheidewasser, Oleum, Salz und Ruß), die es schon blank verläßt. Ein Reinigungsprozeß noch – das Stück passiert zwei Wassertöpfe – und es ist blank. Das Versilbern geht auf warmem Weg. Das Stück wird in ein warmes, sogenanntes „rotes Bad“ auf Zinktstreifen gehängt. Dieses Silberbad ist ein Gemisch von blausaurem Kali, Pottasche, Wasser, Salmiakgeist, Salz und dem in Scheidewasser gelösten Münzsilber. Nun erst kommt das Stück in Sägespäne zum Trocknen.
|