ich ne mieh, manchmal och nur dreee, viere.“ Ihr gewöhnlicher Wochenverdienst beträgt 2 fl. 70 kr. bis 3 fl. „Vierthalbe Gilden verdien’eh sehr salten,“ sagt sie selbst. Auf der Bank sitzt ein flachshaariger Junge. Ich frage die Frau nach ihm „...’s ist ein ogenommener Junge, weil er Niemanden hat, weil er een Wesenkind is...ich bin die Tante zu ihm...“ erklärt die sieche Frau einfach. Sie selber hat nichts zu nagen und zu beißen und dennoch teilt sie den kargen Bissen mit dem armen Waisenkind, das der „Schützer der Schwachen“, der mächtige Staat, im Stiche läßt.
Die Klage der Perlenbläsering. In Wiesenthal kehren wir bei einer Perlenbläserin ein, welche „glückliche“ Mutter von acht lebenden Kindern ist. Zwei sind „in der Liehra (Lehre), eener lernt Gortler, der andere Schuster“. Die Übrigen marschieren im Alter von 1 , 4, 6, 8, 10 und 12 Jahren auf. Alle acht sind noch zu Hause, auch den beiden Lehrjungen müssen die Eltern immer noch Alles schaffen und ihnen zu essen geben. Alle 6 Kinder hatten kurz vor meinem Besuche Scharlach überstanden. Das Kleinste war noch so schwach, daß es nicht einmal sitzen konnte, und am Herbst zuvor hatte es schon laufen können. Alledem hielt die tapfere Mutter stand. Sie bläst „Birnen“, die zum Einreihen oder als Endstücke bei Perlenkolliers verwendet werden. „Was verdienen Sie?“ fragte ich – „A Jesus und Josef, mit mei Verdienst...achtz’g Kraizer, a Gilden, a Gilden fofz’ch – frieh, wenn And’re schlafen, sitz ich schon dabei...“ Und Ihr Mann? – „Was verdient a Drucker jetzt? Gar nischt! Was meenen Sie, wenn a a Woche a Gilden siebz’ch verdient? Mieh is es nie seit wenichstens 17, 18 Wochen. Fünf Tage in der Woche Arbeit...nee,“ vollendet sie kopfschüttelnd, „uns geht’s verflucht hundsschlecht...“ Nach einer Pause: „Unsere Kinder kriegen tagtäglich dreimal ungeschälte Arepl (Erdäpfel). Sie tun s’mit den Schalen assen. An Sunntich hat der Mann Quark gebracht und Gries un’ Botter für die Kinder, er konnte es nie sehn. Seit vier Jahr’n is der Verdienst so schlacht. Seit 1894 is die große Arbeitslosigkeit. Ich bin tagtäglich waschcen gegangen, daß wir was zu frassen hatten und den Pacht hatten gekriegt.“
Wiesenthal hat, wie fast alle Gemeinden im Isergebirge, eine sehr schöne Schule. Darauf sehen die nordböhmischen Gemeinden. Sie haben den Wert der Volksbildung erkannt. Ich wollte aber auch wissen, ob sie den Kindern der Armen Gelegenheit geben, in diesen schönen Gebäuden auch etwas zu lernen. Da bekam ich dann schon minder gute Auskünfte. So auch hier. Ich fragte die Frau, wer ihren vier schulpflichtigen Kindern die Lermittel gebe. „Wir,“ sagte sie darauf. „Sie haben noch nie für zwiene Kraizer a Büchl
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