der Illusion. Es wird damit der Macht der Einbildung Zoll geleistet.
Wir werfen noch rasch einen Blick in den Kollergang, wo das Material zur Glasschmelze gemahlen und dann unter großer Staubentwicklung in offenen Trögen gemengt wird. Dies ist eine besonders ungesunde Beschäftigung, bei der der Arbeiter noch jeder Schutzvorrichtung entbehrt. Nicht einmal Respiratoren habe ich angewendet gefunden, und dies wäre doch so einfach und leicht durchzuführen. Mit einem Besuche der Sprengerei, wo die Deckelgebläse von den Glasgefäßen, wohl auch die Böden, wie beiden Serviettenringzylindern, abgesprengt werden, beenden wir den Rundgang durch die erste Hütte, und der führende Beamte weist mir den Weg zu der zweiten Hütte, wo ich in das Leben und Treiben in einer Ziehhütte einen Blick werfen soll.
In den Glasmagazinen. Das Erste, was ich in diesem zweiten Gebäudekomplex zu sehen bekomme, ist das große Magazin für Glasstangen und Stengel. Der Laie muß von solcher Mannigfaltigkeit überwältigt werden. Hohlstengel von einer Linie im Durchmesser bis zu einem Zentimeter, Stangen von dieser Stärke bis zur Zolldicke und jede einzelne Stange und jeder Stengel in allen Grundfarben und jede Farbe in 40, ja 50 Nuancen, dazu die Unterscheidung von hellen (durchsichtigen und durchscheinenden) und satten Farben, wie Türkis, Japangelb, Karneol – alles dies ist hier in den drei Stockwerken des Magazins zu sehen. Im untersten Magazin stehen wir einem Wald von Glasstangen gegenüber. Jede ist etwa 2 Meter hoch; ihrer 10 bis 15 sind immer zu einem 20 Kilo schweren Bund mit Stroh zusammengeknüpft, und Bund reiht sich an Bund an den Ständern, an die sie gelehnt sind; Farbe an Farbe. Hier der Rubin, dort durchscheinendes Kristall; hier Smaragd und dort wieder Bernsteinimitation, da Kristallstangen mit zarten Farben überfangen, dort Aquamarin und Amethyst, kurz ein Farbenkonzert, wie es schöner, reicher nicht gedacht werden kann. Alle diese Stangen werden in den niederen, rauchigen Druckhütten zu allen erdenklichen Gebrauchs- und Luxusartikeln verarbeitet, namentlich aber zu Lusterbehängen, Knöpfen, Schnallen und allerlei sonstigem Damenschmuck. Unsere Wanderung führt uns später in viele solche Hütten. Wir werden noch reichlich Gelegenheit haben, zu hören, was Menschenfleiß und menschliche Begabung und Geschicklichkeit aus allen diesen Stangen formen.
Im nächsten Saale starren uns von allen Ständern schwarze Glasbünde entgegen, und am Boden und auf Tischen sehen wir Bündel von ellenlangen, bleistiftdicken Stangen übereinandergeschichtet. Diesen Stengeln begegneten wir etliche Tage vorher in den czechischen
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